Antibiotika für Hunde – Welche Gefahren lauern
Antibiotika können Leben retten. Sie bekämpfen gefährliche Krankheiten verursachende Bakterien. Doch die starken Medikamente haben auch schlimme Nebenwirkungen. Zusätzlich zu den Krankheitserregern töten sie ebenso andere Bakterien. Dazu gehören zum Beispiel auch die wertvollen Symbionten in der Darmflora. Daher ergeben sich nach der Anwendung von Antibiotika beim Hund oft neue gesundheitliche Probleme wie Durchfall und unzureichende Nährstoffverwertung.
Wann also ist die Verwendung der Medikamente wirklich angebracht? In diesem Artikel erkläre ich die Wirkung und Nebenwirkungen von Antibiotika bei Hunden und was du bei ihrer Anwendung beachten solltest.
Wann sind Antibiotika bei Hunden sinnvoll?
Grundsätzlich solltest du deinem Hund ein Antibiotikum nur auf Anraten oder Verschreibung eines Tierarztes geben. Er weiß am besten, welches Mittel in welcher Situation das effektivste ist. Denn um übermäßige Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte es nicht stärker als unbedingt notwendig sein. Als Fachmann kann der Tierarzt am besten beurteilen, was erforderlich oder überhaupt sinnvoll ist. Antibiotika wirken nämlich ausschließlich gegen Bakterien. Gegen Viren und Pilze sind sie machtlos und schädigen meistens nur den Hund. Daher werden sie üblicherweise gegen bakterielle Infektionen verschrieben.
In manchen Fällen verwendet der Tierarzt sie aber auch bei anderen Krankheiten. Dann dienen sie nicht zur direkten Bekämpfung der Erreger, sondern sollen das Immunsystem des Hundes entlasten. Es ist nämlich nicht nur während einer Erkrankung, sondern ständig damit beschäftigt, gefährliche Bakterien abzuwehren. Werden sie stattdessen durch ein Medikament abgetötet, bekommt das körpereigene Abwehrsystem zusätzliche Ressourcen frei. Sie können dann im Kampf gegen eine Virusinfektion oder einen Pilzbefall eingesetzt werden.
Unterschiedliche Arten von Antibiotika
Grundsätzlich unterscheidet man nach der Wirkungsweise zwischen zwei Arten von Antibiotika. Einerseits gibt es bakterizide Produkte. Das bedeutet, dass diese Medikamente Bakterien direkt abtöten. Sie zerstören ihren Zellkern und bekämpfen so aktiv die Krankheit. Bakteriostatische Antibiotika behindern dagegen nur die Vermehrung der Bakterien. Die Zerstörung der bereits vorhandenen Exemplare übernimmt das Immunsystem des Hundes. Das verlangt dem Tier mehr ab, schädigt aber die Darmflora weniger, da ihre Angehörigen vom Immunsystem nicht angegriffen werden.
Möglicherweise hast du auch schon von Reserveantibiotika gehört. Das sind Medikamente, die Tierärzte nur dann einsetzen, wenn alle anderen Antibiotika versagen. Dazu kann es durch Mutationen kommen, die Bakterien resistent gegen ein Medikament machen. Beim Einsatz eines Antibiotikums werden nämlich alle Bakterien abgetötet, die gegen es empfindlich sind. Individuen, die dem Medikament dank einer Mutation standhalten können, überleben jedoch und vermehren sich. Zu häufige Verwendung von Antibiotika führt zur Züchtung multi-resistenter Stämme. Gegen sie helfen nur Antibiotika, mit denen sie noch keinen Kontakt hatten.
Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es?
Die häufigsten Nebenwirkungen von Antibiotika sind Durchfall, Blähungen, Erbrechen und Müdigkeit. Sie entstehen, wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät. Die Darmflora ist die Gesamtheit der im Verdauungstrakt lebenden symbiotischen Bakterien. Beim gesunden Hund ist sie in ihrer Zusammensetzung genau an die Nahrung des Tieres angepasst. In jedem Bereich des Darms findet sich die richtige Art und Menge an Bakterien, um dort ankommende für die Verdauungssäfte unverdauliche Stoffe zu zersetzen. Das macht die enthaltenen Nährstoffe für den Hundekörper verfügbar.
Werden diese Bakterien abgetötet, können sich andere, schädliche Mikroben ansiedeln. Es kann aber auch sein, dass sich eine Art an sich nützlicher Bakterien zu stark vermehrt oder an Orte gerät, an denen sie nichts zu suchen hat. Die Verdauung funktioniert nicht mehr richtig und der Hund leidet. Aus diesem Grund solltest du im Anschluss an eine Antibiotika Kur immer gleich eine Darmsanierung beim Hund vornehmen!
Es sind aber auch allergische Reaktionen auf Medikamente möglich. Sie zeigen sich meist durch Hautausschläge, die aber vor allem bei Tieren mit langem Fell nicht immer sofort entdeckt werden. Achte daher während einer Antibiotika Behandlung genau auf die Haut deines Lieblings und wende dich bei verdächtigen Anzeichen sofort an den behandelnden Tierarzt. Er ist auch zuständig, wenn es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommt. Sage ihm also gleich bei der Verschreibung, wenn dein Hund bereits ein rezeptfreies oder von einem anderen Arzt verordnetes Mittel bekommt. Achtung: Auch mit Naturheilmitteln wie Kräutern sind Wechselwirkungen möglich!
Vorsicht bei der Behandlungsdauer!
Meistens stellt sich bei einer Behandlung mit einem Antibiotikum sehr rasch Besserung ein. Sobald Symptome verschwinden, versuchen viele Hundebesitzer dann die Menge des Medikamentes vorzeitig zu reduzieren oder die Gabe gar einzustellen. Das solltest du aber auf keinen Fall ohne vorherige Rücksprache mit dem Tierarzt tun! Meistens sind zu diesem Zeitpunkt noch lebende Bakterien im Hundekörper vorhanden. Lässt du nun im Kampf gegen sie nach, vermehren sie sich wieder. Die Krankheit kann wiederaufflammen.
Außerdem handelt es sich bei den überlebenden Exemplaren gerade um die, die besonders resistent gegen das verwendete Antibiotikum sind. Erlaubst du ihnen, sich wieder zu vermehren, trägst du zur Züchtung hochresistenter Bakterienstämme bei. Aus diesem Grund verschreibt der Tierarzt oft im weiteren Verlauf der Behandlung ein zweites Antibiotikum. Es soll die Überlebenden töten, die eine Immunität gegen das erste Medikament entwickelt haben. Für deinen Hund mag das im Moment nicht mehr wichtig sein. Es schützt jedoch auch andere Tiere davor, sich irgendwann mit Bakterien zu infizieren, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft.
Wenn der Hund die Tablette nicht nehmen will
Antibiotika für Hunde können über Spritzen, Salben, Pulver oder Tabletten verabreicht werden. Zur innerlichen Anwendung zuhause verschreibt der Tierarzt aber normalerweise die Tablettenform. Meistens wird das Medikament dann einfach ins Futter gemischt und vom Hund unbemerkt mitgefressen. Doch nicht jeder Hund reagiert wie gewünscht. Manche Tiere sind sehr geschickt darin zu erkennen, wenn du ihnen etwas unterjubeln möchtest. Sie lassen die Tablette einfach im Napf liegen.
Dagegen beugen viele Hersteller von Medikamenten für die Veterinärmedizin mittlerweile vor, indem sie ihren Produkten einen angenehmen Fleischgeschmack geben. Hast du es aber mit einem nicht für Hunde gemachten oder älteren Medikament zu tun, kann es weiterhin übel schmecken. Dann hilft es, die Tablette in einen besonderen Leckerbissen zu stecken. Suche eine Lieblingsbelohnung aus oder nutze ein Stück Fleisch oder vielleicht eine intensiv schmeckende Leberwurst.
Lehnt der Hund auch das ab oder muss das Medikament auf nüchternen Magen verabreicht werden, gibt es ebenfalls einen Trick. Wenn es dir nicht gelingt, ihm die Tablette weit genug in den Rachen zu schieben, beschaffe dir eine Leerspritze ohne Nadel. Du bekommst sie entweder von deinem Tierarzt oder in der Apotheke. Löse die Antibiotikumtablette in Wasser auf. Dazu musst du sie eventuell vorher zerkleinern. Das kannst du zum Beispiel mit der Rückseite eines Teelöffels tun. Fülle anschließend die Flüssigkeit in die Spritze. Öffne deinem Hund das Maul und schiebe die Spitze der Spritze weit hinein. Wenn du nun abdrückst, wird die Flüssigkeit in den Rachen gespritzt. Den Rest erledigt der Schluckreflex. Zudem nimmt der Hund den schlechten Geschmack so weit hinten im Maul weniger stark wahr.